Heute ist Internationaler Frauentag und wir feiern alle Frauen und ganz besonders alle Handwerkerinnen! Leider spiegeln Frauen im Handwerk noch eine große Minderheit wieder, aber erfreulicherweise werden es immer mehr. Powerfrau Julia Horlacher ist eine passionierte, erfolgreiche, selbstständige Maler- und Lackiermeisterin im Chiemgau und hat uns einen Einblick in ihren Berufsalltag gegeben.
Wir sind sehr dankbar, dass Julia uns von ihrem Weg und ihren Erfahrungen als Frau im Handwerk erzählt hat. Dabei hat sie uns ohne Zweifel gezeigt, dass sie mit voller Leidenschaft und Tatendrang fürs Handwerk brennt.
Warum hast du dich für den Beruf Maler- und Lackiermeisterin entschieden?
Ich habe relativ viele Praktika gemacht in typischen Frauenberufen wie z.B: Büro Autohaus, Zahnarzthelferin, Kindergärtnerin, usw. Ich merkte ziemlich schnell, dass mir hier die Herausforderungen fehlten.
Als Malerin wurde ich körperlich und kopftechnisch dann noch etwas mehr gefordert und das gefiel mir damals sehr gut. Noch dazu habe ich gemerkt, dass der Beruf sehr abwechslungsreich ist.
Die Entscheidung zum Meister fiel direkt nach meiner Ausbildung, eigentlich aus dem Grund, mehr aus meinem Leben zu machen als wie eine typisch angestellte Gesellin. Ich hatte das Gefühl mehr aus meinem Berufsleben machen zu müssen.
Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?
Am Besten gefällt mir, dass wir mit unserer Kreativität und mit den Möglichkeiten, die wir mittlerweile haben, wirklich unsere Kunden 100% zufriedenstellen können und wir Ihnen mehr als nur weiße Wände bieten können und diesen Wow-Effekt in Wohnräume schaffen können.
Du hast den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und das in einer männerdominierten Branche. Hattest du mit Vorurteilen zu kämpfen?
Hin und wieder mal, aber eher von nahestehenden Menschen, die meinten, eine Frau schafft das nicht auf dem Bau. Ich habe trotzdem immer auf mein Bauchgefühl gehört.
Wie reagierten deine Kollegen bzw. Kunden auf dich als weibliche Handwerkerin?
Als ich noch im Angestelltenverhältnis war, habe ich wirklich nur tolle Kollegen gehabt, die mich dann auch oft wie eine Prinzessin behandelt haben. Man muss sich als Frau bei den Kollegen vielleicht etwas mehr herantasten, aber das legt sich mit der Zeit.
Jetzt in der Selbstständigkeit ist es oft so, dass mich die Kunden anrufen, WEIL ich eine Frau bin und mehr Wohnraumgefühl mitbringe.
Was war das netteste, dass jemand zu dir gesagt hast und was war der dümmste Spruch, den du dir anhören musstest?
Allgemein natürlich, wenn Kunden glücklich sind und mich dann auch gerne mal umarmen vor Freude, aber das Großartigste, dass ich jemals gehört habe, ist von einer Kollegin:
"Du bist mittlerweile ein unfassbar großes Vorbild." Das war ein Gänsehautmoment, den ich nie vergessen werde.
Das Schlimmste, was ein Bauleiter mal zu mir gesagt hatte, war: "Ich möchte auf meinen Baustellen keine Lehrlinge und schon erst recht keine Frau."
Muss man als Frau im Handwerk anders auftreten als in typisch weiblich-dominierten Branchen?
Minimal, ich sag mal so. Man sollte härter im Nehmen sein, auch gerne mal blöd zurück reden können. Wenn man sich die Hände nicht schmutzig machen möchte, ist das nicht der richtige Job.
Was kannst du definitiv besser als dein männlicher Kollege und in welchen Situationen stößt du an deine Grenzen?
Ich glaube, wir Frauen haben mehr Gespür in Sachen Farbkombinationen und mehr Gefühl sowie ein besseres Vorstellungsvermögen mit Dekoration und Details im Raum.
An meine Grenzen stoße ich, wenn ich einen Auftrag annehme und ich unter der Ausführung merke, dass die Chemie mit der Kundin/dem Kunden nicht stimmt und meine Mitarbeiter blöde Kommentare kassieren müssen. Da mussten wir leider einen Auftrag schon mal abbrechen, da es nicht mehr zumutbar war. Aber im Alltag stoße ich selten an meine Grenzen, mittlerweile weiß ich, wie ich manch unangenehme Situationen bewätigen kann. Einfach immer ehrlich und geradeaus sein.
Was müsste passieren, damit das Handwerk auch für andere Frauen attraktiver wird?
Das Schöne an der heutigen Zeit ist, dass jeder, wirklich jeder auf den Baustellen akzeptiert wird. Die Handwerker wissen mittlerweile, dass Frauen auf dem Bau nicht mehr unüblich sind, eher im Gegenteil, weil wir einfach zusammengehören und wir am selben Projekt arbeiten und wenn nur ein Teil davon fehlt, ist das Projekt nicht fertigzustellen. Das ist ziemlich egal, ob eine Frau oder ein Mann am Werk ist.
Handwerk verbindet, Handwerk hat ein großes Herz und man muss es leben. Wenn man sich sicher ist bei der Handwerker Berufswahl hat man alles richtig gemacht und es werden großartige Dinge entstehen.
Und das tut Julia zu 100%.
Man spürt die Liebe und Leidenschaft, die sie für ihren Beruf hat und wünschen ihr auf ihrer weiteren beruflichen Laufbahn alles Gute und viel Erfolg.
Um mehr von Julias Alltag als Maler-und Lackiermeisterin zu erfahren, folgen Sie ihr auf Instagram oder besuchen Sie ihre Website für weitere Infos.